Literaturvermittlung im ländlichen Raum
Das Literaturforum Karben stellt sich vor
Ein Beitrag von Michael Rettinger
Es begann mit zwanglosen Gesprächen und dem Vorlesen eigener Texte einiger Literaturenthusiasten: Freunde und ehrenamtliche Mitarbeiter des 2009 geschlossenen AKZENTE-Buchladens in Karben trafen sich regelmäßig aus Liebe zur Literatur. Schließlich gründete Hans-Martin Thomas als erster Vorsitzender am 25. Januar 2010 den Verein „Karbener Literaturtreff“. Ziel war schon damals nicht nur das gemeinsame Lesen von Literatur und der Austausch untereinander, sondern auch die Literaturvermittlung nach außen durch Lesungen. Die Gruppe war offen und eingeladen war jeder, der sich für Literatur interessierte. Mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit im Dezember desselben Jahres trat der Verein mit dem Zusatz „Das literarische Forum für Karben“ auf.
Die Anfänge des Vereins waren bescheiden. Und wie kann es auch anders sein in einer verhältnismäßig kleinen Stadt, die damals knapp 23.000 Einwohner zählte. Zwar liegt Karben unweit von Frankfurt am Main, doch ist die Wetterau vor allem ländlich geprägt und die kulturelle Infrastruktur läßt sich nicht mit jener der großen Nachbarstadt vergleichen. Dies stellt natürlich das Projekt einer erfolgreichen Literaturvermittlung vor Herausforderungen. Erfolgreich heißt in diesem Zusammenhang aus der Sicht des Vereins vor allem Zweierlei: Zum einen literaturbegeisterte Menschen in die eigenen Veranstaltungen zu ziehen, diese also richtig zu bewerben und dabei alle geeigneten Kommunikationskanäle zu nutzen, darunter seit einiger Zeit natürlich auch die Social Media. Zum anderen aber auch neue, idealerweise vor allem jüngere Menschen für die Literatur zu gewinnen. In dieser Beziehung steht der Verein vor den gleichen Herausforderungen wie die meisten anderen kulturellen Institutionen auch: Es wird immer schwieriger, Nachwuchs für die aktive Teilnahme an der Vereinsarbeit, insbesondere bei den kleineren kulturellen Einrichtungen, zu finden.
Es begann mit zwanglosen Gesprächen und dem Vorlesen eigener Texte einiger Literaturenthusiasten: Freunde und ehrenamtliche Mitarbeiter des 2009 geschlossenen AKZENTE-Buchladens in Karben trafen sich regelmäßig aus Liebe zur Literatur. Schließlich gründete Hans-Martin Thomas als erster Vorsitzender am 25. Januar 2010 den Verein „Karbener Literaturtreff“. Ziel war schon damals nicht nur das gemeinsame Lesen von Literatur und der Austausch untereinander, sondern auch die Literaturvermittlung nach außen durch Lesungen. Die Gruppe war offen und eingeladen war jeder, der sich für Literatur interessierte. Mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit im Dezember desselben Jahres trat der Verein mit dem Zusatz „Das literarische Forum für Karben“ auf.
Im Unterschied zu den meisten in der ALG vertretenen literarischen Gesellschaften fokussiert sich das Literaturforum Karben in seiner Arbeit nicht auf einen Schriftsteller. Das Forum ist kein Forschungsinstitut oder Herausgeber etwa kritisch editierter Literatur oder literaturwissenschaftlicher Reihen und Einzelpublikationen, sondern es bietet im praktisch-vermittelnden Feld der Vereinsarbeit ein breitgefächertes Spektrum an literarischen Themen beziehungsweise kulturellen Projekten an. Die allesamt ehrenamtlich Aktiven des Forums planen und organisieren monatliche Literaturabende, deren Themen jedesmal variieren. Die Veranstaltungen widmen sich dem Leben und Werk bedeutender Autoren, Epochen der Literaturgeschichte, deutschsprachiger und internationaler Lyrik oder Literatur aus anderen Ländern. Es gibt Literaturabende mit thematischen Schwerpunkten, sowie solche, die regionalen und jungen Autoren eine Bühne bieten. Auch die literaturschaffenden Mitglieder des Forums haben hier Gelegenheit, ihre Werke einem Publikum vorzustellen. Großer Beliebtheit erfreuen sich drei Formate, die jedes Jahr ihren festen Platz im Programm haben: „Humor in der Literatur“, ein „Treffen der Generationen“-Abend mit den Poetry Slammern aus der Wetterau sowie unser Sommerfest „Jazz und Literatur“. Alle Literaturveranstaltungen haben ein musikalisches Rahmenprogramm.
Zu den besonderen Highlights eines Jahres zählen auch Lesungen von bedeutenden Autoren und Autorinnen, die wir zu uns nach Karben einladen. So durften wir bereits etwa Ingrid Noll, Bodo Kirchhoff, Eva Demski, Andreas Maier oder Peter Härtling bei uns begrüßen.
In Jahr 2022 wurde der Verein auf Initiative von Dr. Michael Rettinger als neues Mitglied in die ALG aufgenommen. Mit der Mitgliedschaft erhielt das Forum nun Zugang zu einem starken Netzwerk aus anderen literarischen Gesellschaften und der damit verbundenen ungeheuren Expertise für die jeweiligen Fachgebiete. Daraus erwuchs schließlich die Idee für ein neues Format, das 2023 seine Premiere mit einer Veranstaltung zu E.T.A. Hoffmann erlebte: die „Akademische Matinée“. Eine Matinée besteht im Wesentlichen aus einem einstündigen wissenschaftlichen Vortrag zu einem Thema, das der Verein bei einem seiner Literaturabende vorstellte. Nach dem Vortrag besteht die Möglichkeit, mit dem Referenten zu sprechen und Fragen zu stellen. Die ALG unterstützt das Literaturforum, mit den Gesellschaften in Verbindung zu treten und kommt dabei einer ihrer Hauptaufgaben nach, nämlich „den Austausch literarischer Einrichtungen“ zu fördern. Nach zwei ersten Veranstaltungen 2023 fand in diesem Jahr bereits eine Matinee zu den Brüdern Grimm statt, eine zweite Matinee wird sich Christoph Martin Wieland widmen.
Des Weiteren ist das Forum in angrenzenden kulturellen Bereichen aktiv, durch die sich ganz neue Möglichkeiten zur Literaturvermittlung oder Kulturarbeit eröffnen. Beispielsweise besteht eine Kooperation mit dem örtlichen Lichtspielhaus „Cinepark Karben“: Jedes Jahr veranstaltet der Verein zusammen mit dem Cinepark öffentliche und für die Gäste kostenlose Vorführungen von bekannten Literaturverfilmungen. Die Vorführungen werden mit einem kurzen Referat zur Literaturvorlage eingeleitet.
In den Corona-Jahren 2020/2021 war das Literaturforum zudem Träger der Karbener Filmproduktion „RUN“, einem Filmdrama, in dem es um die Themen Diversität, sexuelle Vielfalt und Mobbing geht.
Die Veranstaltungen des Literaturforums finden seit 2012 auf der Kleinkunstbühne des „KUHtelier“ statt. Das KUHtelier ist ein sanierter ehemaliger Kuhstall, der sich auf dem Innenhof des Leonhardischen Schlosses in Karben befindet, einem historischen Gebäude mit einem hofartigen Anwesen, das im 17. Jahrhundert errichtet und über die Zeit erweitert wurde. Das ehemalige Stallgebäude wurde 1875 errichtet und ist heute ein idealer Ort für die Veranstaltungen des Forums.
Weitere Veranstaltungshighlights für 2024 sind die Abende zu den Preisträgern des deutschen Buchpreises (Juli), zur Literatur aus den USA (Oktober) und natürlich zu Franz Kafka, dem auch das Forum zu seinem 100. Todestag einen ganzen Abend widmen wird (November).
Das Literaturforum Karben freut sich sehr, Mitglied der ALG zu sein. Wir danken der Hugo von Hofmannsthal-Gesellschaft (Frankfurt) und der Neuen Literarischen Gesellschaft Marburg, die unseren Antrag auf Mitgliedschaft unterstützen.
Wir freuen uns über jeden Austausch mit anderen literarischen Gesellschaften. Unsere Aktivitäten lassen sich über Facebook und Instagram verfolgen. Eine Email an den Verein genügt, um sich für unseren Newsletter anzumelden.
Weitere Informationen zum Literaturforum Karben finden Sie hier!