Alles außer Schlager
Vorneweg: Niemand hat etwas gegen Schlager. Schon gar nicht Radio Bembel Ffm. Es ist halt nicht unser Ding. Das ist wie mit Rosenkohl, der eine mag ihn, der andere nicht. Und wenn wir schon bei Hinweisen sind: Ein „Bembel“ ist ein typischen tönernes, meist bläulich eingefärbtes Gefäß mit einem großen Tragegriff und einem offenem Ausguss, das man zum Transport von Apfelwein, meist im Hessischen benutzt.
So, … jetzt, wo das geklärt ist, zum eigentlich Inhalt.
Radio Bembel ist ein Internetradio, das in der Rotation Rockmusik auf der eigenen Webseite abspielt. Darüber hinaus findet man den Sender auf Plattformen wie radio.de oder Phonostar. Es empfiehlt sich allerdings den Sender auf der eigenen Webseite zu hören, denn da kann man noch allerhand Mehrwert erhalten. So finden sich dort News aus der Szene, Playlisten, der Programmüberblick, Tourdaten von Indy-Bands, Konzerttipps aus Hessen, eine Galerie und eine Mediathek mit vergangenen Highlight-Sendungen, die sich hier allerdings Bembelthek nennt.
Hinter Radio Bembel Ffm steckt Thomas „Teewurst“ Olbert. Er ist der Gründer, DJ, Programmmeister und Moderator des Senders. Er hat sich seine Sporen beim lokalen Kultursender RadioX verdient, wo er als einer von mehreren Moderatoren die Sendung „FanOmenia“ und XwieRaus mitgestaltet. Eine Sendung von und mit Eintracht Frankfurt-Fans und XwieRaus das Veranstaltungsmagazin für Frankfurt und Umgebung. Das war ihm aber eines Tages nicht mehr genug, er wollte sein eigenes Ding machen und startete am 1. März 2022 eben jenes Radio Bembel Ffm. So hob er seinen eigene Radiosender aus der Taufe, der bis heute 24/7 sendet.
Aber am besten erzählt Thomas selbst, wie es dazu kam.
IDKOEF: Thomas, wieso ein eigener Sender?
Thomas: Das ist eine wirklich gute Frage und eigentlich ist diese einfach erklärt. Wenn man einen eigenen Sender umsetzt, dann hat man einfach einen so unfassbaren Freiraum. Die Musikgestaltung kann man selbst komplett umsetzen und die Moderation wird nicht reglementiert. Natürlich soll man auch bestimmte Regeln „grundsätzlich“ im Radio einhalten. Dieses hat zu bedeuten, keinen Aufruf zur Gewalt und Sexuelle Gewalt und Missbrauch, vor allem gegen Kinder und Jugendliche. Denn dieses sind sehr ernste Probleme, die unsere Gesellschaft mit großer Sorgfalt einhergehen. Ansonsten ist es natürlich ein tolles Medium seinen eigenen Musikgeschmack in die Welt zu jagen.
IDKOEF: Wie kam es zu der Idee und wann war dir klar, dass es tatsächlich umgesetzt wird?
Uff, wie kam es zu dieser Idee? Ist fast schon eine schwierige Frage! Ich mache u. a. ja auch auf einem bekannten Frankfurter Stadtradio Sendung und da ist der Sendeplatz bzw. die Sendung doch sehr begrenzt und ich habe da nicht die Möglichkeit auch mal auszuweichen. Ich muss auf der vorgegebenen Sendeschiene bleiben und dieses macht ja auch Spaß, jedoch hat man so viele Ideen, die man da nicht umsetzen kann. So dachte ich mir, bei einem geschmeidigen Bembel, dass ich doch mal einen eigenen Sender an den Start bringe. Da ich auch ein Mensch bin, der eigene Ideen versuche, diese schnell umzusetzen, musste es auch schnell umgesetzt werden. Meine persönliche Basis ist nicht unbedingt „Geduld“! So bin ich auch gleich in der weiten Welt des „WWW“ unterwegs gewesen und suchte nach einer Möglichkeit einen eigenen Sender an den Start zu bringen. Siehe da, es wurde von mir gefunden und ich habe auch gleich zugeschlagen.
IDKOEF: Was waren die größten Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen bei der Umsetzung?
Thomas: Die größten Schwierigkeiten? Das waren natürlich die Kosten! Geht man direkt evtl. in den Äther, wie z. B. DAB+ oder noch über Antenne? Was sind die Kosten bezüglich der GEMA? Was sind die Kosten um einen eigenen Kanal zu bekommen? Wenn man dieses jedoch komplett berechnet, dann ist es ein heftiger Kostenfaktor und dieses kann man ohne Sponsoren nicht stemmen. Sponsoren heutzutage zu finden ist wirklich schwierig. Aber, wenn man im Internet lange recherchiert, dann wird man dann doch fündig. Und ich wurde zum Glück fündig. Und „Zack Boom“, ein Spruch von einem tollen Künstler „Philipp Hennevogl“, hatte ich die Plattform gefunden um meinen Sender an den Start zu bringen. So sende ich nun über Laut.fm.
IDKOEF: Für welches Publikum ist dein Sender gedacht?
Thomas: Mein Sender soll gehört werden, von Musikfans, die nicht unbedingt Musik hören, die von Retortenbands präsentiert werden. Mein Sender soll auch nicht unbedingt gehört werden, die dem Schlager frönen. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich dem Musikgenre eine schlechte Meinung entgegenbringe. Es ist halt nicht unbedingt meine Musik. Ich bin ja wirklich froh darüber, dass jeder seinen eigenen Musikgeschmack hat. Hätte jeder den gleichen Geschmack bezüglich Musik, dann hätten wir den “George Orwell“-Faktor und die Welt wäre so langweilig. Meine Musik im Radio soll einfach entspannen und den Mist in der Welt etwas in den Hintergrund bringen. Wenn ich dieses mit meiner Musikauswahl umsetzen kann, dann lege ich mich zurück in mein Sofa und bin glücklich.
IDKOEF: Was fasziniert dich am Medium Radio?
Thomas: Das tolle ist, dass Du im Schlafanzug die Hörer toll unterhalten kannst und keiner sieht, dass Du während der Sendung evtl. eine Lasagne auf dem Mischpult hast. Nein, Spaß beiseite! Radio ist ein so tolles Medium, so dass man als Musikbegeisterter anderen Menschen oder Hörer deine Musik an den Tag legen kannst. Du kannst Menschen tolle Musik übermitteln, so dass diese nach einem schlechten oder stressigen Tag einfach abschalten können. Ich persönlich genieße es in der Küche, wenn ich z. B. koche, einen tollen Sender zu hören. Wenn dieser noch feine Musik laufen lässt, natürlich ohne die nervenden Werbungen, kann ich die Zwiebeln besser und schneller scheiden.
IDKOEF: Hat lineares Radio in Zeiten von Podcast. Streamingdiensten und Co. überhaupt noch eine Daseinsberechtigung?
Thomas: Ich würde dieses verneinen! Diese Antwort könnte evtl. auch etwas unverschämt sein. Das Mainstream-Radio ist für mich einfach nicht Zeitgemäß und abgerockt. Langweilig, zu viel Werbung, zu viele Gewinnspielwerbung und die Musik ist langweilig bzw. hat oft eine Wiederholungsschleife. Wiederholungsschleife bezüglich der Musik z. B. nervt mich, wenn ich im Auto sitze und hören gewisse Oldschool-Sender, dann höre ich immer die selben Songs, die am Tag oftmals sich wiederholen.
IDKOEF: Wieviel Stunden investierst du im Schnitt in deinen Sender?
Thomas: Das kann man so pauschal nicht sagen, denn es gibt Tage, da flutscht es und es gibt Tage, da kämpft man um eine Sendung zu machen bzw. die eigentlich Idee umzusetzen, da Dir in diesem Moment einfach die Kreativität fehlt. Welche Musik macht man, welche Moderation möchte man umsetzen?!. Hin und wieder steht man da und überlegt den Sendungsaufbau! Grundsätzlich kann man sagen, dass es schon eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt eine Sendung umzusetzen. Man kann nicht einfach das Mikro anschalten und hoffen, dass die Sendung läuft. Obwohl ich mehr die Person bin, die oft auch eine gewisse Spontanität umsetzt. Da bin ich auch froh darum, dass mir der liebe Gott die Gabe gegeben hat, dass ich doch der Babbler bin.
IDKOEF: Du kannst ja wohl kaum 24/7 persönlich auf Sendung sein. Wie läuft das technisch?
Thomas: Natürlich bin ich nicht 24/7 in meinem Studio. Ist doch klar, da ich auch mal etwas anderes erledigen muss. Nein, ich nutze die Playlist und diese wird regelmäßig aufgestockt bzw. mit feiner Musik gefüttert, so dass meine tollen Hörer auch eine gewisse Veränderung in der Playlist erhören.
IDKOEF: Wann gehst du live aus Sendung und mit welchen Inhalten?
Thomas: Ja, ich mache jeden Montag z. B. eine Livesendung von 18-19 Uhr.! Die letzten Wochen war die Livesendung von 16-17 Uhr, diese habe ich aber nun doch etwas nach hinten verschoben. Dieses hat aber auch seinen Grund, denn ich hatte so viele Mails bekommen, mit der Bitte, dass ich diese Sendung doch später machen sollte, da es wohl viele Hörer doch später hören wollen, da diese wohl nicht während der Arbeit hören können. Ansonsten gibt es spontane Sendungen mit verschiedenen Themen.
IDKOEF: Kann man sich an Radio Bembel aktiv beteiligen? Zum Beispiel mit Musikwünschen oder als Interviewpartner?
Thomas: Natürlich kann jeder mitmachen und dieses würde mich sehr freuen. Interviewpartner sind gerne gewollt und gesucht. Wenn aber auch jemand Lust hat, eine komplette Stunde bei mir Sendung zu machen, dann ist er auch gerne eingeladen. Ich werde selbstverständlich gerne helfen und unterstützen.
IDKOEF: Wo willst du mit deinem Sender hin?
Thomas: Wo will ich hin? Natürlich habe ich einen Traum, wobei dieser definitiv nicht umsetzbar ist, da der Kostenfaktor zu hoch ist. Ich hätte gerne einen eigenen Sender mit tollen Moderatoren, tolle Classic-Rock Musik. Für Leute, die ins Auto einsteigen und Spaß haben. Für Hörer die auf dem Sofa, meine Musik hören und entspannen können oder beim Staubsaugen tanzen. Mehr will ich nicht!!!!
IDKOEF: Dann wünschen wir dir und deinem Sender für die Zukunft alles Gute und hoffen, dass möglichst viele Menschen zuhören.
Thomas: Ich bedanke mich wirklich sehr dafür, dass Ihr mir die tollen Fragen gestellt habt.
Hier gibt es Crazy Musikmix! Von Rock bis Metal. Blues bis Elektro. House bis Texas-Rock. Pop bis Oldschooldisco …. aber kein Schlager!
Webseite von Radio Bembel
Über den Gast:
Thomas “Teewurst” Olbert ist Frankfurter und stolz darauf, auch wenn er derzeit im benachbarten Maintal wohnt. Er ist der Gründer, Moderator und Eigentümer von „Radio Bembel Ffm“, dem Frankfurter Internet-Rockradiosender. Als glühender Eintracht-Fan ist er darüber hinaus Teil der Redaktion von „Fanomania“, der Sendung auf RadioX, bei dem sich im wöchentlichen Rhythmus alles um den Fussball-Bundesliga-Club der Mainmetropole dreht. Mit seiner Sendung „Teewurst mit Musik“, die ebenfalls bei RadioX lief, hat er weitere Radioerfahrung sammeln können, was schließlich zum eigenen Sender führte.